Die Stimmung der Wirtschaft in den Landkreisen Mühldorf und Altötting ist weiterhin gut. Doch die Unsicherheit steigt. Die Euphorie vom Jahresbeginn ist verflogen. Das besagt die Frühjahrs-Konjunkturumfrage der IHK für München und Oberbayern.
Der IHK-Konjunkturbericht für Mühldorf und Altötting belegt, die Erwartungen der Wirtschaft sind spürbar gesunken. „Unsere Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage weiterhin sehr zufrieden“, sagt Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des IHK-Gremiums Altötting-Mühldorf. Mehr als jeder zweite Betrieb bewertet seine Lage als „gut“ und nur acht Prozent sind unzufrieden. „Die Geschäftslage erreicht damit jedoch nicht mehr das außerordentlich hohe Niveau vom Jahresbeginn“, so Obermeier-Osl. Der Saldo der Lageurteile – also die Differenz der Anteile positiver und negativer Bewertungen – ist von 53 auf 45 Punkte gefallen.
Auch die Geschäftserwartungen haben im Vergleich zum Jahresbeginn spürbar nachgelassen: Der Saldenwert sank von 19 auf neun Punkte. Allerdings überwiegen nach wie vor die Optimisten deutlich: „Jedes vierte Unternehmen rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit einer Geschäftsbelebung und nur 15 Prozent mit einer Eintrübung“, sagt die IHK-Vizepräsidentin. „Unsere gute Entwicklung wird sich damit fortsetzen, das Wachstum jedoch moderat ausfallen“, so Obermeier-Osl.
Geschäftsrisiken
Deutlich zugenommen haben die Risiko-Einschätzungen der Unternehmen: Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen stellen für 55 Prozent der Unternehmen aus den Landkreisen Altötting und Mühldorf eine Belastung dar. Die zunehmende Regulierung dürfte ein Grund hierfür sein. Besonders stellt für die Region die schleppende und teure Energiewende eine Gefahr dar. Sie reduziert die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Chemiestandorts in der Region. Eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit geht auch von den Arbeitskosten aus. Für 55 Prozent der Betriebe stellen sie ein Geschäftsrisiko dar. Zu Jahresbeginn gaben dies erst 37 Prozent der Unternehmen zu Protokoll.
Etwas niedriger als zu Jahresbeginn ist damit auch die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Per Saldo sind die Personalpläne von 19 auf acht Punkte gesunken: 16 Prozent der Unternehmen in den Landkreisen Mühldorf und Altötting wollen zusätzliches Personal einstellen, acht Prozent planen hingegen einen Job-Abbau. Damit wird das Tempo des Beschäftigungsaufbaus in der Region etwas abflauen. Dennoch wollen die Betriebe etwas mehr investieren als zu Jahresbeginn: 31 Prozent der Betriebe erhöhen ihr Investitionsbudget, 14 Prozent planen Abstriche und elf Prozent verzichten ganz auf Investitionen. Der Saldo der Investitionen steigt von 14 Punkten zum Jahresbeginn auf nun 18 Punkte.
Mehr Verbraucherinsolvenzen, weniger Unternehmensinsolvenzen
Nach Mitteilung des Bayerischen Landesamts für Statistik wurden im ersten Quartal des Jahres 2016 bei den bayerischen Insolvenzgerichten insgesamt 3.373 Insolvenzverfahren beantragt, darunter 687 Unternehmens- und 1.896 Verbraucherinsolvenzverfahren. Verglichen mit dem ersten Quartal im Jahr 2015 stieg die Anzahl der beantragten Unternehmensinsolvenzverfahren damit um 2,4 Prozent an, während die der beantragten Verbraucherinsolvenzverfahren um 12,7 Prozent zurückging.
Über zwei Drittel (72,3 Prozent bzw. 497 Fälle) der beantragten Unternehmensinsolvenzverfahren wurden eröffnet, während 27,7 Prozent mangels Masse abgewiesen werden mussten. Die Anzahl der eröffneten Unternehmensinsolvenzverfahren erhöhte sich damit um 8,5 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2015. Auf eine beantragte Unternehmensinsolvenz entfielen im Mittel voraussichtliche Gläubigerforderungen in Höhe von 454.175 Euro, was knapp zwei Dritteln (71,2 Prozent) des Wertes im ersten Quartal im Jahr 2015 entspricht (637.477 Euro). Bei den Verbraucherinsolvenzverfahren lag die durchschnittliche Forderungssumme für ein beantragtes Verfahren im Berichtszeitraum bei 53.851 Euro, während sie im ersten Quartal des Vorjahres 56.229 Euro betragen hatte.