Zu einer Diskussion über die duale Ausbildung hat nun der Landtagsabgeordnete Otto Lederer in die Firma Gienger nach Raubling eingeladen. Dabei wurde auch über die Chancen der dualen Ausbildung für die vielen Flüchtlinge und Asylbewerber gesprochen.
Gastredner waren der Ministerialdirigent German Denneborg vom Bayerischen Bildungsministerium, Dr. Christof Prechtl von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) und Wolfgang Janhsen von der IHK-Geschäftsstelle Rosenheim. Die Botschaft war klar: Die Vorteile der dualen Ausbildung müssen in den Köpfen der Eltern verankert werden.
„Der Lehre wieder den gebührenden Stellenwert geben“
Otto Lederer stellte an dem Abend heraus, dass eine duale Ausbildung, sprich eine Lehre mit einem Wechsel zwischen Arbeitsstätte und Berufsschule, ein idealer Einstieg ins Berufsleben sein kann. „Nicht alle Jugendlichen sind für ein Studium geschaffen. Das ist auch nicht unser Ziel in der Bildungspolitik. Wir sollten der Lehre wieder den gebührenden Stellenwert in der Gesellschaft geben, den sie verdient hat. Dies beginnt bereits in den Köpfen der Eltern. Hier muss es einen Wandel geben“, erklärt Lederer. Für viele erscheint die berufliche Bildung als wenig attraktiv, obwohl die Voraussetzungen, mit einer dualen Ausbildung sein Leben erfolgreich zu gestalten, so gut wie selten zuvor sind, so der Abgeordnete weiter.
„Meinem Kind soll es besser gehen“
„Meinem Kind soll es besser gehen als mir!“ Dies sei der allgemeine Tenor bei vielen Eltern, darüber waren sich die Referenten einig. Doch nicht immer ist ein Studium der richtige Weg. So betonte der Geschäftsführer der IHK Rosenheim, Wolfgang Janhsen, dass viele Studenten zum Beispiel bis zu 20 Jahre bräuchten, um Azubis im Einkommen einzuholen.
„Ohne duale Ausbildung kein Handwerk“
Auch der Geschäftsführer der vbw, Dr. Prechtl, sieht für viele Jugendliche große Chancen in der dualen Ausbildung: „Wir brauchen die jungen Menschen und die duale Ausbildung. Ohne sie würde beispielsweise die Industrie- und Handwerksbranche oder gar der Handel nicht funktionieren.“ Gerade deshalb sei es wichtig, dass die Theorie, die in der Berufsschule erlernt würde, auch in der Praxis, also im Betrieb, seine Verwendung finde.
Studienabbrecher für eine Ausbildung gewinnen:
Prechtl verwies hierbei auch auf die hohe Quote von 35 bis 40 Prozent Studienabbrechern im technischen Bereich. Diese dürften nicht als Versager hingestellt werden, da sie in den meisten Fällen ideale Besetzungen für eine betriebliche, duale Ausbildung seien, so Prechtl weiter.
Chancen für Flüchtlinge und Asylbewerber:
Der Leiter der Abteilung „Berufliche Bildung“ im Bayerischen Bildungsministerium, Mdgt. German Denneborg, sieht nicht nur in manchen Studienabbrechern erfolgreiche Absolventen einer betrieblichen Ausbildung.
Er ging abschließend auf die Chancen für die zahlreichen Flüchtlinge und Asylbewerber und auch für den deutschen Arbeitsmarkt ein.
„Uns fehlen durch den demographischen Wandel Fachkräfte“ erklärt Denneborg. Diese könnten etwa durch Flüchtlinge, die eine gewisse schulische Vorbildung besitzen, zum Teil gut kompensiert werden. Dazu sei geplant, dass das Ministerium bis zu 1200 Berufsintegrationsklassen mit 22000 Asylbewerbern und Flüchtlingen einrichte, so Denneborg abschließend.
Katrin Marie Röber