Das klingt doch verlockend, glücklich werden durch Fasten. Zudem ist es auch noch voll im Trend. Der Frühjahrsputz von Innen, so sagt man. Die Idee, sich von Aschermittwoch bis Ostern in irgendeiner Form im Verzicht zu üben, fasziniert immer mehr Menschen.
Jeder hat etwas anderes, dem er in der Fastenzeit entsagen möchte – zumindest dann, wenn er sich für dieses Ritual entschieden hat. Religiöse Motive spielen dabei meistens eine untergeordnete oder gar keine Rolle. Fasten ist „in“ und gut für die Gesundheit. In den häufigsten Fällen geht es dabei den Essgewohnheiten an den Kragen. Mit dem Ziel, den Körper zu entgiften und den Geist zu reinigen. Was aber hat es auf sich, wenn Menschen auf liebgewonnene Laster verzichten?
Nein zum Gläschen Wein!
Als Consumer haben wir so unsere Gewohnheiten und die gilt es, mal in Frage zu stellen. Immer mehr Leute zeigen während der Fastenzeit Alkohol, Smartphone oder aber Fleisch die kalte Schulter. Sie treten dort kürzer, wo es richtig weh tut und sagen zum Beispiel für satte 40 Tage „Nein“ zum Gläschen Wein. Warum auch nicht die Fastenzeit dazu nutzen, um bewusst Abstand von materiellen Dingen zu nehmen?
Ohne Auto in Bewegung!
Die Aktion „Autofasten“ (www.autofasten.de) ist eine Initiative, die dazu aufruft, das eigene Mobilitätsverhalten nicht nur anders zu gestalten, um auch den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu erhalten. Autofasten ist zudem eine Möglichkeit, in der Fastenzeit Schöpfungsverantwortung bewusst zu leben und in diesem Sinne neu in Bewegung zu kommen. Fast 2000 Menschen haben im Frühjahr 2015 an der Aktion Autofasten teilgenommen und statt des Autos andere Möglichkeiten der Mobilität ausprobiert. Seit 1998 laden die Kirchen im Südwesten Deutschlands und in Luxemburg zu dieser Fastenaktion ein. Auch Österreich ist mit der Aktion am Start.
Es geht darum, in der Fastenzeit umwelt- und gesundheitsfreundliche Alternativen zum Autofahren auszuprobieren, das bedeutet, gar nicht oder deutlich weniger Auto zu fahren und stattdessen Bahn, Bus, Fahrrad, Füße und Fahrgemeinschaften zu nützen. Statt mit dem Auto „betriebsblind“ von A nach B zu rasen, könnten wir das Rad benutzen und dabei die Natur genießen…und erkennen, dass in dieser Einfachheit der größte Luxus liegt. Wir bewegen uns körperlich und merken, dass das unseren Geist gleichermaßen beruhigt und beflügelt. Wer braucht da noch ein Auto!
Schluss mit World Wide Web!
Es gibt unzählige Möglichkeiten, aus dem Verzicht einen echten Luxus zu machen, die „Urväter“ des Fastens hätten damit wohl ihre Probleme, aber das muss uns ja nicht interessieren. Wie wäre es mit dem Verzicht auf das Internet? Das Internet verlockt uns dazu, ständig online und verfügbar zu sein. Wir sitzen abends in einem Raum mit der Familie und dennoch ist jeder für sich – gefangen im Netz sozusagen. Vielleicht nehmen Sie sich einfach mal wieder ganz bewusst Zeit für Menschen, die Ihnen nahe stehen. Und das Netz bleibt draußen. Denn, ganz ehrlich, wann haben Sie zuletzt einen lieben Menschen in den Mittelpunkt gerückt und sich mit ihm befasst?
„Oldschool“ Fasten für Hardliner.
Echte Fasten-Profis und Hardliner legen eine Heilfastenwoche ein, um sich von Giften zu befreien. Sie fasten nach Buchinger, Basenfasten, Saftfasten, oder fasten vegan. Da gibt es zum Beispiel nur Tee und Wasser, abends eine klare Gemüsebrühe und früh am Morgen wird der Körper kräftig gebürstet. Leberwickel fördern zusätzlich die Entgiftung und Basenstrümpfe machen Front gegen die drohende Übersäuerung. Das klingt hart und ist sicher auch kein Spaziergang.
Schätzen durch Verzicht!
Aber sind wir wirklich so vergiftet, dass wir das auf uns nehmen müssen? Müssen wir uns Sorgen machen, ist unser Körper eine Giftmülldeponie? Nein, sicher nicht. Vielmehr geht es hierbei doch um etwas ganz anderes: es geht darum, ein Zeichen zu setzen, wieder bewusster zu leben, sich selbst zu reflektieren, die Dinge zu hinterfragen und, wie man so schön sagt, wieder eins mit dem Körper zu werden. Und es geht darum, bewusst etwas aufzugeben, um es danach im besten Fall wieder mehr schätzen zu können. Dann hat dieser Trend nämlich durchaus sehr viel Positives!
Nina Bufalino