Der Schüler Luis Sailer vom Chiemsee hat sich mit 16 Jahren zum Biersommelier ausbilden lassen und gilt damit als jüngster Biersommelier der Welt.
Er will zum Abitur gleichzeitig einen Beruf in der Tasche haben. Die Ausbildung zum Biersommelier geht von der Doemensschule in Gräfelfing aus.
Statt nach der Schulzeit ein Sabbatjahr einzulegen, möchte er von Bierzelt zu Bräustüberl gehen, von Tisch zu Tisch, und seine Empfehlungen aussprechen.
Auch wenn er in seinem Alter noch nicht über viel Erfahrung verfügt, so weiß er vom Vorteil, über ein Mehrfaches an Geschmacksknospen im Gaumen zu verfügen als ältere Biertrinker. Zudem ist die Auseinandersetzung mit Bier in der heutigen Zeit besonders themenreich und interessant.
Durch die Craftbeer-Bewegung kamen viele neue Bierstile und somit Aromen, Farben und Geschmäcker auf den deutschen Markt. Diese zu kosten, zu unterscheiden und zu bewerten macht Luis Sailer Freude.
Doch der Schüler möchte auch an Gleichaltrige eine Botschaft senden: Immer mehr Jugendliche benutzen Alkohol nämlich, um sich regelrecht zu besaufen – teilweise bis ins Koma. Qualität, Geschmack und Stil spielen keine Rolle mehr. Je härter, desto besser. Doch Alkohol ist eigentlich ein Genussmittel. Vor allem Bier, das wieder mit mehr Sorgfalt behandelt werden sollte. Deshalb wirbt der Jungsommelier bei seinen Gleichaltrigen, dieses wieder auf die Genussebene zu bringen und die Freude an der Geschmacksvielfalt zu entdecken.
Der Bezug zum Bier ist allerdings erschwert. Als junger Mensch findet man heute eine ganz andere Geruchs- und Geschmackswelt als früher vor. In vorangegangenen Generationen hat man in den Altstädten noch am Malzgeruch erkannt, wann in den Brauereien eingemaischt wurde.
Heute verhindert das Bundesimmisionsschutzgesetz diese früheren Kindheitserlebnisse. Dagegen wachsen junge Menschen mit Einkaufserlebnissen auf, wo Düfte aus den Lüftungsanlagen der Kaufhäuser automatisch dosiert ausströmen. "Man riecht nicht mehr, wo der Duft herkommt, sondern wo er hingehört" stellt der Schüler fest. Leider ist die Gaumenschulung jedoch auch in den Lehrplänen nicht vorgesehen.
Vielleicht würde man mit dem Produkt Bier sonst verantwortungsvoller umgehen. Und eventuell können hier auch die Schulen in die Pflicht genommen werden: Hinführen zum verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol wäre im Gegensatz zu striktem Verbieten bei schulischen Veranstaltungen förderlich.