Asylbewerber und Flüchtlinge zu beschäftigen, ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zu deren Integration, sondern auch eine wirtschaftliche Chance für Arbeitgeber. Innerhalb der „Asylhilfe Bruckmühl“ hat sich ein „Team Arbeitssuche“ gebildet, um die im Gemeindegebiet untergebrachten Neubürger bei der Suche nach Arbeitsplätzen zu unterstützen.
Bei der Suche nach Arbeitsplätzen für Asylbewerber und Flüchtlinge zeigt sich schnell eine neue Version des „Henne-Ei-Problems“: Was wird zuerst benötigt, deutsche Sprachkenntnisse oder ein Arbeitsplatz? Das Dilemma dabei: Wie soll ein Neubürger unsere Sprache erlernen, wenn er über Wochen und Monate in der Asylunterkunft bleibt und kaum Kontakt zur einheimischen Bevölkerung hat? Sind Flüchtlinge bereit und in der Lage, Deutsch als Fremdsprache rein schulisch zu erlernen? Wären wir selbst zum Erlernen einer weiteren Fremdsprache bereit? Dazu kommt, dass es nur für wenige Flüchtlinge die Möglichkeit gibt, von Anfang an einen Sprachkurs an einer Schule oder einem Institut zu belegen.
Und hier kommt es ins Spiel: das „Team Arbeitssuche“. Anders als pures „Auswendiglernen“ kann nämlich ein Arbeitsplatz – und der damit zwingend verbundene Umgang mit der einheimischen Bevölkerung – den Asylbewerbern und Kriegsflüchtlingen sehr schnell ein Motiv geben, ihre Sprachkenntnisse zu entwickeln. Das kann dann auch gut mit parallel laufendem Sprachunterricht unterstützt werden. Aber – und hier wieder die Frage nach Henne und Ei – häufig gibt es einen Arbeitsplatz erst, wenn man schon ausreichend gut deutsch spricht.
Die Mehrzahl der Neubürger, die in Bruckmühl überwiegend aus Nigeria, Afghanistan und Pakistan stammen, verfügen über keine hier anerkannte Berufsausbildung, aber sie haben in ihrer Heimat gearbeitet und Fertigkeiten erlernt. Es sind überdurchschnittlich aktive Menschen, die es geschafft haben, sich bis zu uns durchzubeißen.
Viele sind hoch motiviert, sich bei uns in alltägliche Tätigkeiten einzuarbeiten, um sich schon vor Anerkennung ihres Asylantrags nicht nur selbst zu finanzieren, sondern um sich auch zu integrieren. Manchmal müssen zuerst einige unrealistische Vorstellungen des Einstiegslohns relativiert werden, aber eine Bezahlung gemäß Tarifvertrag in einfacher Tätigkeit oder eine Stelle mit gesetzlichem Mindestlohn ist für die Flüchtlinge schon ein beachtlicher Fortschritt.
Um sie am Arbeitsplatz einzuweisen, wird ihr unmittelbarer Vorgesetzter in der Anfangsphase einfache Arbeitsanweisungen in Englisch geben müssen, bevor sie Aufträge in Deutsch entgegennehmen können. Das kann zunächst etwas anstrengend sein, funktioniert aber. Wichtig für interessierte Arbeitgeber ist auch: Alle Asylbewerber, die vom „Team Arbeitssuche“ als Arbeitssuchende benannt werden, haben einen legalen, zeitlich begrenzten Aufenthaltsstatus, der jedoch in der Regel bis zum Abschluss des länglichen Asylverfahrens jeweils verlängert wird. Alle benannten Arbeitskräfte sind länger als drei Monate in Deutschland und dürfen deshalb eine Arbeit aufnehmen. Asylbewerber, die nicht arbeiten dürfen, beispielsweise solche aus den sicheren Herkunftsstaaten Senegal, Ghana, Kosovo, Albanien und Montenegro, können vom Team Arbeitssuche nicht unterstützt werden.
Bevor die Arbeitsgenehmigung bei einem bestimmten Arbeitgeber erteilt wird, prüfen Arbeitsagentur und Landratsamt vorab, ob für den Job nicht ein Bewerber aus Deutschland oder der EU bereit steht und ob für die vakante Stelle die orts- und branchenübliche Bezahlung geboten wird. Bei dem sehr angespannten Arbeitsmarkt in Oberbayern stellt das in der Regel kein Problem dar.
Das „Team Arbeitssuche“ sieht es nicht nur als seine Aufgabe an, die Neubürger zu unterstützen, sondern auch potentiellen Arbeitgebern das Gefühl zu vermitteln, dass es auch in deren Betrieb möglich ist, diese Menschen zu beschäftigen. In Zukunft kann für sie sogar wirtschaftlich notwendig sein, Asylbewerber und Flüchtlinge im „training on the job“ weiterzubilden, um über ausreichend eingelernte Kräfte zu verfügen.
Das „Team Arbeitssuche“ ist bereit und interessiert, mit ähnlichen Initiativen in benachbarten Gemeinden zu kooperieren, etwa indem es eingehende Anfragen von Arbeitgebern in andere Gemeinden weiterleitet, falls man unter den Flüchtlingen in Bruckmühl für angebotene Stellen keine geeigneten Bewerber findet.
Weitere Information ist online abrufbar unter asylhilfe-bruckmuehl.de. Arbeitgeber können sich mit sehr kurzer Beschreibung der angebotenen Tätigkeit per E-Mail wenden an asylhilfe@bruckmuehl.de – das „Team Arbeitssuche“ meldet sich dann schnellstmöglich.
Klaus Därr