„Sonntag 13. April kein Markttag“ – mit diesen dürren Worten, gedruckt auf ein Blatt Papier und angebracht an den beiden Eingangstoren, begrüßte die Marktgemeinde Neubeuern am letzten Sonntag ihre Gäste.
Die Marktgemeinde war an diesem Tag eine Gemeinde ohne Markt, denn der traditionelle Frühjahrsmarkt fand nicht statt – er war eine Woche zuvor abgesagt worden. Der Marktplatz mit den malerischen Fassaden, das Schloss mit dem markanten Hauptturm und die zahlreichen Läden und Gastronomiebetriebe ziehen Jahr für Jahr viele Besucher an.
Sehr beliebt ist auch der Neubeurer Warenmarkt, der zwei Mal im Jahr stattfindet und zu dem Tausende Besucher in den Ferienort strömen, der 1981 zum schönsten Dorf Deutschlands gewählt wurde.
In diesem Jahr sollte der Markt am Palmsonntag stattfinden, aber wo sonst an Markttagen reges Treiben herrscht, waren Marktplatz und Straßen beinahe verwaist, und nur wenige Gäste belebten die Gaststätten und Cafés im Zentrum. Mancher, der von der Absage des Marktes nichts wusste und sich auf den Markt mit seinen Ständen, seinem Duft und seiner Atmosphäre gefreut hatte, war wohl schon beim Anblick des Schildes „Sonntag 13. April kein Markttag“ wieder umgekehrt.
Große Tradition
Seit 1393 besitzt Neubeuern das Marktrecht, und der Warenmarkt in seiner jetzigen Form, der jeweils an einem Sonntag im Frühjahr und im Herbst stattfindet, ist weithin bekannt. Das vielfältige Angebot von 80 oder mehr Fieranten sowie die Qualität der Bewirtung und Unterhaltung waren stets ein Markenzeichen des Warenmarkts.
Die Absage des diesjährigen Frühjahrsmarkts ist ein herber Schlag nicht nur für die Standbetreiber und die örtliche Gastronomie, auch die Einwohner vermissen ihren Markt: „Wir haben zwar jedes Jahr auch noch den Christkindlmarkt, den Handwerker- und den Trachtenmarkt, aber zum Warenmarkt bin ich immer besonders gern gegangen,“ sagt eine Neubeurerin.
Ungewisse Zukunft
Ob das Schild mit neuem Datum auch am 2. November, dem Tag des geplanten Herbstmarktes, wieder an den Toren hängen wird, ist derzeit kaum vorhersehbar. Thomas Schwittek, als Marktleiter 25 Jahre lang verantwortlich für die Organisation und den reibungslosen Ablauf, hatte nach den Kommunalwahlen aufgrund von Dissonanzen mit dem neuen Gemeinderat über das Zukunftskonzept des Marktes sein Amt niedergelegt. Ein Schritt, mit dem der Gemeinderat wohl nicht gerechnet hatte, und der sich deshalb nicht in der Lage sah, die Fülle der organisatorischen Aufgaben, welche die Durchführung eines solchen Marktes mit sich bringt, kurzfristig zu bewältigen.
Wie wird es weiter gehen mit dem Neubeurer Warenmarkt?
Alle Marktliebhaber hoffen natürlich auf eine positive Zukunft, und auch die Verantwortlichen der Gemeinde sollten an einem Fortbestand interessiert sein – nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus Image-Gründen. Denn einem Markt ohne Markt, dem fehlt etwas. Viel wird davon abhängen, ob die Gemeinde einen neuen Marktleiter einsetzt – oder einen anderen Weg findet, den Warenmarkt zu organisieren. Damit am nächsten Markttag der Marktplatz nicht verlassen da liegt, sondern wieder buntes Treiben herrscht.
Aufreger Marktbeleuchtung
Und als ob das nicht genug wäre, gab es auch noch Aufregung um die Marktbeleuchtung – eines der absoluten touristischen Highlights in der Saison. Allein im letzten Jahr kamen 4.500 Besucher zur 50. Ausgabe des Festes, bei dem bei gutem Wetter bis zu 7.000 Kerzen für eine unnachahmliche Stimmung sorgen. Der bisherige Veranstalter, der Verkehrsverein Neubeuern, hatte mit seiner Ankündigung, in diesem Jahr das Lichterfest aus Mangel vor allem an jüngeren ehrenamtlichen Mitarbeitern nicht mehr durchführen zu können, für allgemeine Verunsicherung gesorgt.
Kein Markttag, keine Marktbeleuchtung – eine schöne Bescherung! So weit kommt es allerdings nicht, denn die Musikkapelle wird in Zukunft die Marktbeleuchtung ohne große Konzeptänderung ausrichten und damit dafür sorgen, dass in Neubeuern die Lichter nicht ausgehen.
Peter Schröcker