Waldkraiburg — Das Haus des Buches in Waldkraiburg glich am Freitag, 4. April, ab dem späten Nachmittag einem Bienenstock: Es fand die erste „Nacht der Bibliotheken“, eine bundesweite Aktion des Deutschen Bibliotheksverbandes und seiner 16 Landesverbände, statt, an der sich Waldkraiburg sofort beteiligte. Mit einem bunten Programm für Groß und Klein präsentierte sich das Haus des Buches als Ganzes und zeigte den Interessierten, was es an Medien, Fachkompetenz und auch an Atmosphäre zu bieten hat.
Tagelang haben die Mitarbeiter der Bücherei und eine Vielzahl fleißiger Helfer, sei es durch Aufbau von Thementischen, einer Kinder-Bastel-und-Spielecke, der Bestuhlung des Lesecafés für die Erwachsenenlesungen oder auch einer kleinen aber feinen Bar, die Bücherei für diesen Event hergerichtet.
Den Startpunkt bildeten die „Lesehelden“
15 aufgeregte Schulkinder der 4. Jahrgangsstufe mit ihren Lieblingsbüchern unterm Arm bewaffnet freuten sich darauf durch ihr Vorlesen anderen Kindern und Erwachsenen einen ganz besonderen Büchereibesuch zu bereiten. Egal ob die Jungen und Mädchen zum Beispiel aus der Buchreihe „Das magische Baumhaus“ von Mary Pope Osborne, „Räuber Hotzenplotz“ von Otfied Preußler oder einem großformatigen Bilderbuch für 3-jährige „Gecko und das Glück des Gebens“ vorlasen, sie waren so hoch motiviert und konzentriert, dass sie tatsächlich manches Mal gestoppt werden mussten, damit sie nicht das gesamte Buch bis zum Ende vorlasen. Aber auch die Zuhörer – ob groß oder klein – waren in der gleichen Konzentration und Aufmerksamkeit und belohnten jeden Vortrag mit gebührendem Applaus für das jeweilige vorlesende und stolze Kind.
Parallel zum Vorlesen und noch darüber hinaus betreute die Kalligraphie-Künstlerin Karin Polzer mit 2 weiteren Helferinnen Kinder jeden Alters beim Lesezeichen gestalten. Auch hier kamen kleine Kunstwerke heraus, die von den Kindern voller Stolz gezeigt wurden, sodass man tatsächlich beobachten konnte, dass die Begleitungen der anwesenden Kinder entspannt und freudig den Spätnachmittag und sogar vereinzelt ein gemütliches Gläschen Sekt in aller Ruhe genossen.
Es hat sich somit der Besuch für all die vielen Familien mehr als gelohnt, hoffentlich auch die Anfahrt einer Mutter mit ihrer Tochter vom entfernten Schwindegg, die die beworbene Veranstaltung im Internet gefunden hatte und sich selbst ein Bild davon machen wollte.
Abendprogramm
Und auch das Abendprogramm im Lesecafé des Haus des Buches für die Erwachsenen, das die große Bandbreite des Angebotes der Bücherei widerspiegelte, war ein voller Erfolg.
Eine große Zuhörerschaft lauschte Siegfried Unterhubers launigem Vortrag seines neuesten Werkes „Hansi und seine Weiber“ und der stimmungsvollen und professionellen Musik zur Umrahmung und zeigte seine große Freude und Anerkennung über diesen gelungenen Auftakt des Abendprogramms durch langanhaltenden Applaus.
Ihm folgten Anton Kindermann, seines Zeichens 2. Bürgermeister von Waldkraiburg, der diese ausgelassene Stimmung durch ausgewählte Passagen aus dem Buch „Der famose Freistaat“ von Martin Frank fortführte und somit den ebensolchen anerkennenden Applaus für seinen „famosen“ Vortrag erhielt.
Sibylle Hoerschelmann, Mitglied des Literaturkreises überzeugte mit einer Kurzgeschichte aus dem Erzählband „Tand“ von Jenny Erpenbeck, die 2024 mit dem „International Booker Prize“ ausgezeichnet wurde. Frau Hoerschelmann rezitierte diesen Text so hinreißend, dass man wahrlich mehr Lust auf diese Schriftstellerin, die auch für einen künftigen Nobelpreis gehandelt wird, bekommen hat. Und mit diesem Gefühl entließ sie alle Zuhörer, die ihr für dieses Geschenk mit viel Beifall dankten.
Den Abschluss bildete Hermann Polzer, Mitglied der Theatergruppe Waldkraiburg, der mit der Lesung aus „Fremde Heimat Sibirien“ von Karin Haß dem Publikum eine alltäglichere, nicht politische Welt Russlands vorstellte. Geschrieben wurde dieses Buch von einer Frau, die erst Sibirien kennen und lieben gelernt hat und dann wegen der „großen Liebe“ schlussendlich dort für immer lebt. Auch dieser beeindruckende Vortrag, wurde von den Zuhörern mit kräftigem Applaus honoriert und das nicht nur, weil Hermann Polzer dem Waldkraiburger Publikum Grüße von Frau Haß, mit der er im Vorfeld des Vortrages Kontakt aufgenommen hatte, übermittelte.
Ja und dann war dieser besondere Abend im Haus des Buches schlussendlich vorbei und nicht nur die Besucher, die bis in den späten Abend an den Thementischen in den vielen ausgestellten Büchern schmökerten, die Zuhörer und auch alle Beteiligten, die diesen Event ausgerichtet haben, gingen mit einem strahlenden Lächeln und dem Wunsch, dass dieses Format Wiederholungen finden würde, aus diesem besonderen Haus, der „schönsten Bücherei im Landkreis“, wie eine Besucherin sagte.
Sabine Eschner