Der Vorhang der Nonfiktionale hat sich am Sonntagabend (20. März) nunmehr zum 10. Mal gesenkt. Nach vier intensiven Tagen ging das Aiblinger Dokumentarfilmfestival mit der Preisverleihung im Aibvision Filmtheater stimmungsvoll zu Ende.
Zwölf Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren ins Rennen um drei Preise gegangen. Allen gemeinsam war der Bezug zum diesjährigen Motto „Dreiecksbeziehung“, das sich der grundsätzlichen Frage widmete, wo und wie Filmemacher sich angesichts gegensätzlicher Positionen positionieren.
Die Jury – bestehend aus der ehemaligen ZDF/Arte-Redaktionsleiterin Anne Even und dem Kameramann und Autor Attila Boa – hatte zwei Preise zu vergeben.
Der diesjährige Nonfiktionale-Preis der Stadt Bad Aibling in Höhe von 2000 Euro geht an „Sauacker“ von Tobias Müller.
Die Begründung der Jury:
„Wir zeichnen mit „Sauacker“ einen Film aus, der ganz und gar mit Tobias Müller, einem besonderen Nachwuchstalent, verbunden ist als Autor, Regisseur und Kameramann. Tobias Müller schafft es, dass wir sofort unverstellt teilhaben am Leben und dem harten Alltag einer dörflichen Bauernfamilie. Er scheut auch die Idylle nicht, ohne je abzugleiten in romantischen Kitsch. Die Kamera scheint verwachsen mit dem Autor. Über einen langen Zeitraum wird er zum Familienmitglied. Offen und vertrauensvoll teilen sie mit ihm ihre Gedanken, Träume, ihr Leid und ihre Ängste und geben uns damit die Möglichkeit, eine kleine Welt kennenzulernen, die stellvertretend stehen kann für viele gefährdete landwirtschaftliche Betriebe, nicht nur in Deutschland.“
Mit dem AVID-Schnittpreis für die beste Montage, in Form der aktuellsten Media Composer Software, wurde „Losers and Winners“ von Ulrike Franke und Michael Loeken (Montage: Guido Krajewski) ausgezeichnet.
Die Begründung der Jury:
„Der Schnittpreis der 10. Nonfiktionale Bad Aibling geht an Guido Krajewski für den Film „Losers and Winners“, dem die hohe Kunst gelungen ist, ein Mammutprojekt von anderthalb Jahren Drehzeit und mehr als 200 Stunden Material in eine bestechende Form zu bringen. Trotz der Sprachbarriere bleibt Zeit, vielen Protagonisten eine ganz persönliche Stimme zu geben und dabei lebendige Beobachtungen und Details klug zusammenzuführen. Ein menschliches Bild für ein globales Thema. Auch elf Jahre nach der Fertigstellung ist der Film für uns ein brillantes Beispiel für einen zeitlosen Schnitt.“
Neben den beiden Hauptpreisen verlieh eine dreiköpfige Schülerjury des Gymnasiums Bad Aibling erneut den von Aiblinger Bürgern gestifteten Bürgerpreis. Anlässlich des Jubiläums war das Preisgeld auf 750 Euro erhöht worden. Der Preis ging an „Korida“ von Siniša Vidovi?.
Die Begründung der drei Schüler:
„Der bosnische Stierkampf, die Korida, ist jenseits der Landesgrenzen wenig bekannt. Umso spannender ist die Begegnung mit dem Thema. Beim Stierkampf, der in beeindruckenden Bildern präsentiert wird, kommen Serben, Kroaten und Bosniaken friedlich zusammen, um diesem Schauspiel beizuwohnen. Dem Film „Korida“ gelingt es, verschiedene Ebenen geschickt miteinander zu verweben und zeigt dem Zuschauer über das Vehikel Stierkampf die gesellschaftliche und politische Realität Bosniens. Trotz der unauflösbar scheinenden politischen Situation gelingt es Regisseur Sinisa Vidovic, den dramaturgischen Bogen zu einem Ende zu führen und gleichzeitig ein komplexes Bild zu erschaffen. Verstärkt werden die imposanten Aufnahmen durch die Auswahl der Musik.“
Mit über 1900 Zuschauern konnte die Nonfiktionale an den Zuschauerrekord vom letzten Jahr anknüpfen. Und auch diesmal wurde – wie es bei der Nonfiktionale guter Brauch ist – ausgiebig und leidenschaftlich über das Gesehene diskutiert.